Heute habe ich noch einmal Brennnesseln für die Faserherstellung geerntet und die Schritte bis zu einem Freundschaftsband fotografiert. Mit den Kindern in der Ferienbetreuung hatte ich es letzte Woche auch ausprobiert. Ein Kind war total geschickt, ihr Band war ganz fein gesponnen. Andere wollten schnell aufgeben, weil der Faden beim Spinnen reißen kann, man braucht etwas Geduld und Übung.
Für ein Band benötigt man eine oder zwei große Brennnesselstängel. Bei mir gibt es Exemplare von zwei bis zu drei Metern Höhe. Am Bach und Fluss wachsen sie besonders gut. Von der Brennnessel schneidet man die Seitentriebe ab. Ich habe dabei diesmal Handschuhe getragen. Sonst trage ich nie Handschuhe bei der Brennnesselernte, doch beim letzten Mal habe ich so viel Brennhaare abbekommen, dass ich Nachts nicht schlafen konnte, da meine Hände immer noch kribbelten. Wenn man mit Handschuhen die Stängel abgestriffen hat, brennen diese auch kaum noch.
Nun werden die Fasern vom Stängel abgezogen, dazu von unten, also vom dickeren Ende, anfangen, ein Stück brechen und die Faser herunterziehen. Dieses immer weiter machen, bis der ganze Stängel abgezogen ist. Nun die Fasern noch von Holzresten befreien, ein wenig in der Hand hin und her reiben, damit sich die Fasern voneinander lösen. Breite Streifen noch teilen, bis einigermaßen regelmäßige, dünne Fasern herauskommen. Brennnesselfasern sind sehr unterschiedlich lang. Zu Beginn nimmt man zwei bis drei der längsten Fasern, dreht sie etwas zusammen, biegt ein Ende um, so dass es nicht so ausgefranst ist und knotet diese Ende an einen Nagel. Wer hat, kann auch eine Spindel nehmen (siehe letztes Bild). Nun werden die Fäden ineinander versponnen. Man nimmt immer wieder eine Faser hinzu und dreht diesen ein. Den gesponnenen Faden wickelt man um die beiden Nägel. Ich habe so aus einer Brennnessel 230 cm erhalten. Für das Band habe ich den Faden in drei Teile geschnitten, es reichen auch ca. 200 cm für ein Band. Diese Fäden habe ich noch einmal an den Nagel geknotet, weiter verdrillt und dann umgeschlagen und ineinander verdrillt. So habe ich nun drei etwa 30 cm lange Fäden. Diese habe ich zusammen geknotet, noch einmal an den Nagel gehängt und verflochten. Noch eine Perle aufgefädelt, verknotet und fertig! In so einem Band steckt richtig Herzblut, weil es kann auch gut sein, dass man sich an den Holzresten mal pikst und die Hände etwas mitgenommen werden ... Gutes Gelingen!
Nachtrag: mittlerweile habe ich ein paar andere Techniken, um schöne Kordeln herzustellen, auch Nadelbinden aus Kordeln ist ein schönes Handwerk. Schaut auf meinem Blog oder meiner Brennnesselseite auf dieser Website, was alles geht.