Ab Juni kann man von den nun schon sehr hohen Brennnesseln Faserstränge abziehen. Diese haben eine dicke, feuchte, wachsartige Schicht drumrum. Man kann durch aufwendige Verfahren die Schicht herauslösen. Das nennt man dann rösten. Das wird auch bei Hanf und Flachs gemacht um Fasern zu gewinnen, ist bei Brennnessel aber schwieriger, da die Faser feiner ist und die Pflanze sehr eiweißhaltig, was die Rottung geruchsintensiv macht und auch die Fasern schneller angegriffen werden. Im Winter, ist diese Schicht von selbst schon ziemlich weggerottet. Ich nehme im Juni am liebsten die männlichen Pflanzen, die weiblichen Pflanzen bekommen später die wertvollen Samen, die möchte ich noch lieber stehen lassen, damit ich die Samen ernten kann ab Ende Juli.
Es ist jedoch sehr einfach, aus den grünen Brennnesseln haltbare Kordeln oder Stricke herzustellen, ohne diese Röstung machen zu müssen. Wenn diese Kordeln feucht werden, werden sie allerdings etwas algig glitschig, also wenig geeignet für Kleidung. Diese Kordeln sind aber gut zum Tomaten hochbinden, Geschenke verpacken und Armbänder sind sehr schön.
Die Faserstränge lassen sich im frischen Zustand gut abziehen. Nach dem Trocknen kann man dann die Kordeln drehen. Würde man diese schon im feuchten Zustand drehen, werden diese nach dem Trocknen sehr locker. Die Idee ist einige Kordeln zu machen und daraus später Sohlen herzustellen für meine Barfußschuhe. Problematisch ist dabei, dass diese grüne, wachsartige Schicht, anfängt zu riechen und glibberig wird, wenn sie nass wird. Ich habe aber festgestellt. dass wenn sie ein paar Monate oder besser ein Jahr liegen bleiben, sich die Kordeln verändern und diese Schicht sich zersetzt. Das habe ich auch bei gelagerten grünen Stängeln festgestellt. Wenn sie trocknen und lange liegen bleiben, werden sie immer heller, offenbar verändern sich die Stoffe im Stängel, und die Faser löst sich besser.