Mein erstes Brennnesselfaserseminar in diesem Herbst habe ich in Münsingen gemacht. Christine und Martina vom Wollwerk haben den Raum und den Platz draußen für uns bereitgestellt. Danke auch an Nanna von nannatextiles, die das Organisatorische übernommen hat.
Das Wollwerk ist auf jeden Fall ein Besuch wert. Dort gibt es so viel Interessantes und Schönes rund um Fasern, Färben und Wolle zu sehen und Kuscheliges und Schönes zu kaufen. Das Wollwerk ist auf dem Albgut-Areal, eine ehemalige Kaserne. Dort gibt es einige schöne Manufakturen und Läden mit Kunst und regionalen Produkten der schwäbischen Alb.
Diesmal bin ich mit einem Teilauto gefahren, so konnte ich auch meine Bücher und Kalender mitnehmen. Am Samstagmorgen, den 25.9.2021 ging es los. Ein Stuhl- und Sofakreis in der Sonne, da haben wir uns alle gleich sehr wohl gefühlt. Dann ging es schon ziemlich schnell in die Brennnesseln, sich bekannt manchen mit der Pflanze, verbinden. Dort habe ich auch einiges über die Heilwirkungen der Pflanze und die Brennnessel als Nahrungspflanze erzählt und gezeigt. Insbesondere die Brennhaare, vor denen man keine Angst haben sollte, weil sie aus meiner Sicht beinahe das beste an der Pflanze sind. Ich versuche die Anwendung der Urtifikation als Mittel zur Aktivierung verschiedenster Prozesse, bewusst zu machen.
Wir haben dann Fasern abgezogen, Kordeln gedreht, Nadelbinden ausprobiert und Fasern für das Papierschöpfen gesammelt, zerkleinert und eingeweicht. Zwischendrin gab es die Geschichte der sechs Schwäne, bei der sechs Prinzen, die durch eine böse Stiefmutter zu Schwänen verzaubert wurden, mithilfe von Brennnesselhemden, die ihre Schwester gesponnen hat, wieder Bodenhaftung bekommen haben, wieder in ihren Körper zurück verwandelt wurden. So konnte ich mal wieder das Geschichten erzählen üben. Ich habe gemerkt, dass das gar nicht perfekt erzählt sein muss, die Lebhaftigkeit macht aus, ob die Menschen zuhören. Da ich mich manchmal "verhaspelt" hatte und statt "Stiefmutter", "Schwiegermutter" gesagt hatte, konnte ich zumindest merken, dass alle gut zugehört haben :-) Wie schön!
Am Abend gab es einen wunderschönen Sonnenuntergang, es war zufälligerweise der Tag der Tag- und Nachtgleiche. Das heißt, der Tag war genau so lang wie die Nacht. Ein Wendepunkt im Jahr.
Am nächsten Tag ging es dann mit der Aufbereitung der Fasern für das Spinnen weiter. Wir hatten dann noch Besuch von einer Journalistin und einem Fotografen, da es einen Beitrag über das Seminar in der Alblust geben soll. Mit der Karde und den Spindeln ging es dann weiter, um schöne Brennnesselfasern zu bekommen. Auch das Papier wurde geschöpft und in die Mangel gelegt, um es zu trocknen. Denn heute hat es geregnet, so konnten wir es nicht in der Sonne trocknen lassen. Es war auch etwas trüb und windig, sodass wir im Gebäude gesponnen haben. Die Besucher des Ladens waren sehr interessiert, was wir da machen. Eine Teilnehmerin erzählt uns dann noch eine Geschichte: die von den Drei Spinnerinnen. Es ist für mich immer wundervoll, was für tolle Menschen zu den Kursen kommen. Auch ich lerne immer dazu. Viele von den Teilnehmenden leiten selbst Seminare zum Thema Wolle oder Kräuter. Da entstehen auch schöne Kontakte und ich habe nun eine neue Geschichte, die ich sicher auch mal erzählen werde.
Beim ersten Seminar bin ich immer etwas nervös, habe ich alles dabei, wie wird es laufen? Nadelbinden und Spinnen bringt manche Teilnehmenden an ihre Grenzen, die sie jedoch jedes mal überwinden konnten, indem sie nicht aufgaben es zu probieren. Wenn die innere Hektik und Blockaden "das schaffe ich nie" gehen, wird es plötzlich einfach. Das sind dann schöne Erlebnisse.
Nun folgen noch weitere Seminare und ich freue mich sehr darauf, mit so tollen Leuten in Kontakt zu kommen. Danke.