Da ich nach den frostigen Nächten und dem Schnee etwas Sorge habe, dass die Brennnesselstängel in diesem Winter sehr schnell verrotten, habe ich schon mal einige Bündel geerntet. Die Brennnesseln sind in diesem Jahr besonders hoch gewachsen, deshalb knicken sie auch schnell um, wenn Frost, Feuchtigkeit und Schnee die Standfestigkeit schwächen. Wenn die Stängel erst mal auf dem feuchten Boden liegen, sind sie nach ein paar Tagen fleckig und die Fasern zersetzen sich immer mehr. Besser ist es für die Brennnesseln, wenn sie langsam verrotten, wenn sie immer wieder auch trocknen. Dann halten sie bei mir bis zum März. An sonnigeren Stellen, hoffe ich, dass die Stängel länger stehen bleiben.
Die Fasern sind dennoch schon gut aufgeschlossen. Bei meinen Spaziergängen nehme ich so viel mit, wie ich tragen kann. Bei meinen Seminaren brauche ich immer einige, da die Stängel im Winter am einfachsten zu verspinnen und deshalb sehr beliebt sind.
Das war teilweise ziemlich nass und kalt bei der Ernte, wenn ich unterwegs war, doch die frische Luft tut sehr gut und wenn man sich nachher aufwärmen kann, ist das gut für die Abwehrkräfte. Heute war es sonnig und so bin ich zwischendrin mal wieder in die Murr gehüpft. Dafür ist es wichtig, dass man warme Wollkleidung dabei hat und vor allen Dingen warme Schuhe. Dann ist so ein Bad so richtig belebend.
Wenn ich so unterwegs bin, kommen mir immer einige Ideen oder die Ideen, die ich habe, konkretisieren sich. Da ich den Eindruck habe und mir auch teilweise gesagt wurde, dass die Menschen auf meinen Kräuterwanderungen und Seminaren mehr draußen sein wollen, dabei etwas erleben wollen, sich untereinander austauschen wollen, werde ich meine Kräuterwanderungen ein bisschen erweitern. Kräuterwanderung mit Feuer, Flussbaden, Töpfern, Erzählabend am Feuer, Kochen am Feuer ist mir bisher eingefallen. Seltsamerweise ist auch schon wieder ein Baum auf meinem Grundstück umgefallen, und zwar so passend, dass ich noch mehr Platz habe und noch mehr Material für ein Waldsofa oder eine kleinen Windschutzwall. Da hab ich also noch ein bisschen zu tun, bis mein Waldwohnzimmer fertig ist. Aber erst mal will ich mein Tilde-Buch fertig zeichnen, darauf bereite ich mich schon vor. Dazu muss ich wieder ganz zur Ruhe kommen, damit die Zeichnungen schön werden und merke auch, dass ich bald wieder so weit bin. Die Brennnessel lehrt mich, Geduld zu haben, alles was man tut, sollte von innen heraus kommen, wenn die Zeit dazu reif ist. Ansonsten ist es mühselig oder wird nichts.
Die Stängel sind teilweise sehr nass und müssen dann möglichst schnell getrocknet werden, damit sie nicht noch anfangen zu schimmeln. Ich stelle sie neben den Ofen und dann sind sie nach ein paar Tagen trocken. Im Flur meiner Küche auf den Fliesen kann ich die Stängel sehr gut abziehen und die Holzreste kann ich zum Anzünden meines Herdes gut brauchen. In diesem Jahr will ich wieder ein paar Knäuel verspinnen und hoffe, dass ich dann bald genug zusammen habe, um dann eine Weste damit häkeln zu können.