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Brennnesselfaserseminar in Rosenheim

Das erste Brennnesselfaserseminar im Sommer gab es nun in Rosenheim. Ich war gespannt, ob das überhaupt passt, denn die Brennnessel aktiviert und das Brennen der Pflanze ist im Sommer selbst mir meist zu viel. Es war wunderbar, obwohl die Sonne so richtig heiß gebrannt hat. Jutta von der Rosenheimer Heilpflanzenschule hat für uns schattige Plätze und sogar Wannen für Kneippsche Arm- oder Fußbäder bereitgestellt. 

 

Am Tag vor dem Seminar konnte ich noch ein bisschen die Gegend erkunden und habe nah bei meiner Unterkunft eine umgedrehte Eiche entdeckt. Eine Installation und was der Künstler sich dabei überlegt hat, fand ich ziemlich spannend. Statt der Königskerzen, die er zu Beginn dort gepflanzt hatte, wuchsen da nun Brennnesseln. Tja, die Natur gestaltet mit! An den Simssee bin ich auch noch gefahren und zufällig mit jemanden in Kontakt gekommen, der von einem Ingenieursberuf, nach langer Krankheit zum Heilberuf wechselt und sehr an der Brennnessel interessiert war.

 

Am Samstagmorgen ging es dann los. Erst mal zu den Brennnesseln am Waldrand und das dritte Auge mit den Brennhaaren aktivieren. Die Frauen, die diesmal dabei waren, sind alles ausgebildete Kräuterfrauen aus Juttas Schule und kennen und schätzen die Heilwirkung der Pflanze schon ganz gut. Eine Teilnehmerin berichtete, dass sie die brennende Brennnessel regelmäßig auf ihren schmerzenden chronisch entzündeten Fuß gibt; der Schmerz ist dann für eine Weile weg, berichtete sie. Ich freue mich immer, wenn ich direkte Erfahrungen mit der Brennnessel erzählt bekomme und auch für andere teilen kann. 

 

Wir haben dann für das Mittagessen Blätter und ein paar Stängel für Kordeln geerntet und auch gleich Kordeln gedreht. Die Brennnesseln sind im Sommer in ihrer vollen Kraft, die männlichen und weiblichen Blüten sieht man nun auch. Das Chlorophyll, das nun noch an den Fasern klebt, macht die Kordeln beim Trocknen hart. Das ist der Grund, warum ich im Sommer die Stängel vom Winter mitbringe. Die Teilnehmerinnen hatten teilweise auch im Winter gesammelt. Zum Verspinnen, sind die Fasern der Brennnessel im Sommer nur mit einem aufwendigen Verrottungsverfahren herauslösbar. Für das Nadelbinden haben wir trotzdem einige Stränge abgezogen und in der Sonne trocknen lassen. Man könnte die Stränge auch direkt verwenden, um zum Beispiel Räucherbuschen zu binden oder Tomaten hochzubinden.

 

Dann gab es erst mal Mittagessen: Brennnesselcurry. Es schmeckte hervorragend! Dann noch Eis vom Hofladen. Da waren wir so richtig gut gestärkt. Nach der Mittagspause haben wir uns die verschiedenen Stängel aus Herbst und Winter angeschaut und abgezogen und verglichen. Auch daraus Kordeln gedreht und damit ein kleines Objekt in der Nadelbindetechnik angefangen. Aus Wäscheklammern kann man sich sehr einfach eine Nadel schnitzen. Auch Traumfänger kann man aus den Kordeln gestalten, die Technik ist ganz ähnlich, wie das Nadelbinden.

 

Nachmittags gab es ein umwerfendes Kuchenbuffet. Die Torte von Beate war nicht nur ein Kunstwerkt, sondern der Walderdbeeren-Duft und Geschmack waren reinste Sinnesfreuden. Überhaupt wurden wir mit Düften verwöhnt. Die blühenden Rosen um uns herum, Jutta erfrischte uns mit Rosenhydrolat, ich hatte Brennnesselhydrolat dabei. Am Nachmittag ging es dann weiter mit Nadelbinden und die Papierpulpe wurde vorbereitet für den nächsten Tag.

 

Da die Tage gerade sehr lang sind, hatte ich noch Zeit, um von meiner Unterkunft in Bad Endorf an den See zu wandern. Unterwegs habe ich auf den Info-Schildern erfahren, dass das Heilbad dadurch entstanden ist, dass nach Öl gebohrt wurde und dass das jodhaltige, heilsame Wasser stattdessen aus der Erde schoss. Ausgeschildet war ein Rundweg von gut 5 km, das war zu bewältigen. Am Badestrand am Simssee war viel los und ausgelassene Stimmung, und unterwegs hab ich viele heilkräftige Kräuter entdeckt. Dann musste ich aber gehen, damit ich nicht im Dunkeln wandern musste. Irgendwie muss ich aber eine Abzweigung verpasst haben, landete in einem wunderschönen kleinem Dorf. Von dort ging es jedoch zu Fuß nicht weiter, ich hätte alles zurücklaufen müssen und wäre vermutlich m Dunkeln herumgetappt. Zwei Menschen, die gerade vor ihrem Haus einen Wein genossen hatten, haben mich gerettet. Ich wurde zu meiner Unterkunft gefahren und habe dabei erfahren, dass die beiden Textilingenieure seien und das Thema Brennnesselfaser stieß mal wieder auf großes Interesse. 

 

Am nächsten Tag ging es dann weiter mit Spindeln bauen, Fasern aufbereiten und Papier schöpfen. Alles klappte super. Wie immer gab es kurze Frustphasen, wenn es nicht sofort gelang oder die Fasern beim Aufbereiten immer weniger werden. Die Brennnessel-Kartoffel-Suppe zu Mittag war wieder super lecker, und dazu gab es selbstgebackenes Sauerteigbrot und Brennnessel-Sesam Gomasio zum oben drauf streuen. 

 

Während des Kurses durfte ich mal wieder Geschichten erzählen, die Mythe, die ich erst am Wochenende zuvor erarbeitet habe und die Geschichte von der faulen Spinnerin. 

 

Ich habe von den Kräuterfrauen auch viel Neues gelernt. Ganz in der Nähe in Stephanskirchen ist zum Beispiel eine Produktionsstätte für effektive Mikroorganismen (em). Ein Thema, was mich schon lange interessierte und ich nun sicher für mich auch nutzen möchte. Mein Kombucha mit Brennnessel stelle ich mit Zuckerrübenmelasse her, auch em wird mit Zuckerrohrmelasse hergestellt und mithilfe von Bakterien und Hefen zu einer Flüssigkeit vergoren, die pathogene Keime unterdrückt. Ist mein Kombucha womöglich ähnlich beschaffen wie em? 

 

Der Abschied am Sonntagnachmittag war dann sehr herzlich. Gemeinsam war alles schnell aufgeräumt. So konnte ich vor der Heimfahrt noch einmal an den See und mich abkühlen. Dass ich dort wieder ein Seminar anbieten werde im nächsten oder übernächsten Jahr, haben wir schon besprochen. Ich werde dann sicher ein paar Urlaubstage anhängen. Ich freu  mich schon jetzt drauf. 

 

Danke auch an Jutta, die mir freundlicherweise ein paar Fotos für diesen Blog zur Verfügung gestellt hat. 

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