Die Einladung von Astrid und Heria vom Alamannendorf in Mäder (Österreich) habe ich gerne angenommen. Brennnessefasern herstellen in einem Museumsdorf, mit einem lebendigen Stamm durch die Vereinsmitgieder. Ich kam bei Dauerregen am Freitag an und war sehr froh, im Langhaus schlafen zu dürfen. Ein Gefühl von draußen sein und trotzdem vor Wind und Wetter geschützt zu sein. Abends haben wir dann in kleiner Runde am Feuer im Haus gesessen. Der Qualm vom Lagerfeuer zieht sofort nach oben und dann durch die Giebelöffnungen ab, es ist sogar noch angenehmer als ein Feuer draußen, da der Qualm nicht vom Wind abgelenkt wird.
Morgens wurde ich dann von Vogelgezwitscher sanft geweckt, habe durch den Giebel schon den blauen Himmel gesehen und war wirklich ausgeruht. Heria war schon dabei draußen Feuer zu machen, Astrid und ich sind erst mal im alten Rheinarm schwimmen gegangen. Das Frühstück am Feuer schmeckte dann besonders gut. Nach und nach trudelten die ersten Teilnehmer ein, manche mit Zelt und Schlafsack. Zuerst ging es dann bei einem kleinen Spaziergang zu den Brennnesseln, drittes Auge aktivieren und Stängel ernten. Die erste Kordel haben wir dann im Dorf gemacht. Zum Glück gab es dort auch schattige Plätze, denn nun wurde es immer heißer.
Zu Mittag hatte Heria auch mit unseren gesammelten Brennnesseln eine Gemüsesuppe auf dem Feuer gekocht und ein Brennnesselbrot gab es dazu. Zum Nachtisch auch noch Brennnesselkuchen! So lecker und stärkend. Am Nachmittag haben wir weiter Stängel abgezogen, grüne und auch die gelb-braunen vom Winter, die ich mitgebracht hatte. Beim Abziehen, Kordeldrehen und Nadelbinden fühlt man sehr gut, wie unterschiedlich die Qualitäten sind. Dann wurde noch die Papierpulpe angesetzt. Abends sind wir dann noch mal schwimmen gegangen und wurden mit einem Frosch- und Vogelkonzert belohnt.
Es kamen auch ein paar Leute vom Alamannendorf vorbei, Stockkampfübungen standen an und sie waren auch sehr interessiert, was wir mit der Brennnessel vor hatten. Die Mitglieder des Alamannendorfes möchten Ursprünge erkunden, wie haben wir früher gelebt, im Einklang mit der Natur. Schulklassen und Interessierte kommen, um altes Handwerk kennen zu lernen, zum Beispiel weben, schnitzen, bauen, töpfern, wie Feuer gemacht wurde und vieles mehr. Hinweise geben ihnen Ausgrabungen und die Natur selbst. Auch eine sogenannte Waldläuferausbildung und Ausbildung in Wildnispädagogik bietet die Alamannenschule, eine Schule für Natur- und Kulturverbindung, wie es im Infoblatt und auf der Website heißt.
Die Nacht war sternenklar, ein paar der Teilnehmer und Teilnehmerinnen hatten ohne Zelt draußen geschlafen und wurden in der Nacht unsanft geweckt, von einem dumpfen Knall. Irgendwer hatte wohl etwas über den Zaun geworfen. Heria erzählte, dass manchmal Menschen ihre Arbeit erschweren. Einmal wurde beinahe das Langhaus verbrannt, indem alle Möbel in das Lagerfeuer im Haus geworfen wurden. Wie durch ein Wunder steht das Haus mit dem Strohdach und den Lehmwänden noch.
Am nächsten Morgen haben wir die Spindeln gebaut, Papier geschöpft, Fasern fürs Spinnen aufbereitet. Das Mittagessen war ganz besonders lecker. Kartoffeln mit verschiedenen Dips, teils mit Brennnessel, einen köstlichen Salat und als Nachtisch dann noch die Brennnessel-Liebeskekse. Heria hat uns wirklich verwöhnt mit dem Essen. Am Nachmittag stand dann nur noch das Spinnen an. Das ist dann noch mal eine Herausforderung, doch auch das ging gut, der Faden wurde immer gleichmäßiger und feiner. Zum Abschluss habe ich dann noch das Märchen der 6 Schwäne erzählt.
Es waren wieder sehr unterschiedliche Menschen dort, mit unterschiedlichen Berufen und Erfahrungen. Es war wieder ein reger Austausch und ich habe auch viel Neues erfahren. Danke an Astrid und Heria, die dieses Seminar organisiert haben und so viel dafür getan haben, dass es uns dort gut geht. Wunna ist auch eine erfahrene Brennnesselbegeisterte und hat viele Ideen mit Brennnessel verwirklicht. Am Feuer hatten wir so einige Ideen: vielleicht sollte man jedem Menschen eine Brennnessel an die Stirn verpassen, vielleicht würden wir alle dann wieder ein Gefühl für den eigenen Körper und die Zusammenhänge in der Natur erkennen. Mit einer Brennnessel bewaffnet könnte man durch eine Einkaufsstraße laufen. Das ist nur eine verrückte Idee, die wir hatten. Die Brennnessel wird auch als mütterliche Kriegerin bezeichnet. Das finde ich sehr passend. Denn die Brennnessel hilft in der Not, den Kranken, Alten und Schwachen. Sie lässt sich nicht vereinnahmen, das große Geld und Machtmissbrauch, dafür ist sie nicht zu haben. Die Brennnessel steht für Selbstverantwortung, Freiheit und Liebe. Wie schön, dass immer mehr Menschen diesen Weg gehen wollen.
Danke Heria, Astrid und Wunna für ein paar der Fotos, die ich hier veröffentlichen darf.