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Brennnesselseminar an der Rosenheimer Heilpflanzenschule 2023

Meine Güte, was war das wieder für ein erfüllendes Wochenende. So unterschiedliche Menschen, die die Liebe zu den Kräutern, der Natur und die Brennnessel zusammengeführt hat. Zusammen werkeln, sich austauschen, der Brennnessel und auch uns näher kommen und kennen lernen, das wollten wir.

 

Als ich am Freitag in Schwabering bei Rosenheim ankam, war es etwas kalt und es begann zu regnen, doch dann kam ein gigantischer doppelter Regenbogen zum Vorschein und lockte mich noch hinaus, die Gegend zu erkunden. Der Siferlinger Moorsee strahlte so eine Ruhe aus und auch sonst war alles so friedlich und die Menschen sehr freundlich. Am Samstag sollte ein Hoffest direkt unter meinem Fenster stattfinden, es gab schon musikalische Kostproben bayrischer Musik zu hören, ich fühlte mich in eine andere Zeit versetzt.

 

Dann ging es am Samstagmorgen los. Die Teilnehmerinnen kannten sich teilweise untereinander, einige waren neu und die meisten erhofften sich ein möglichst urlaubsmäßiges Wochenende. Das war ganz in meinem Sinne, obwohl ich viel vor hatte mit den Teilnehmerinnen.

 

Ich hatte meine Glücksbrennnessel, eine Mutation mit drei Blättern pro Blattachse statt zweier mitgebracht und auch sonst lege ich sehr viel aus, um zu zeigen, was alles mit der Brennnessel geht. Zur Ernte ging es zum Waldrand, bei einem leichten Güllegeruch aus der Wiese nebenan, schauten wir uns männliche und weibliche Brennnesseln genau an, die männliche hat für uns zur Demonstration direkt mal die Pollen herausgeschleudert. Wir haben uns mit den Stichen aktiviert und Fasern für das erste Armband abgezogen. Noch fürs Essen Blätter ernten und dann ging es zurück. 

 

Im Sommer verwende ich hauptsächlich meine mitgebrachten Stängel vom Winter. Ich mache so einen Kurs im Sommer nur ausnahmsweise in Schwabering, da es mehrere schöne Badeseen gibt und man sich nach dem Kurs super abkühlen kann. Die Brennnessel aktiviert, macht warm, das Spinnen gehört eigentlich in den Winter, aber irgendwie ist es auch schön die ganze Zeit draußen sein zu können und der Garten von Jutta ist schön schattig. 

 

Dann ging es weiter mit Fasern abziehen und Räucherbuschen binden. Mittagspause: Das leckere Brennnesselcurry passt gut in den Sommer, als Nachtisch Früchte, Brennnesselsamenenergiekugeln und Süßes. Beim Nadelbinden dann wie immer bei manchen, kurze Verzweiflung, doch die Freude ist um so größer, wenn es dann doch gelingt. Dann noch die Pulpe für das Papierschöpfen ansetzen und der erste Tag war schon rum. 

 

Im Gasthof Schmidmeyer konnten wir bei gutem Essen und Getränken den Tag ausklingen lassen. Das Hoffest unter meinem Fenster hat mich mit Volksmusik in den Schlaf begleitet und war gar nicht störend, wie ich ein wenig befürchtet hatte.

 

Am Sonntag war es dann morgens schon heiß, alle kamen gut gelaunt und erholt zurück. Morgens mache ich immer etwas schneller, da ich das ganze Programm schaffen möchte, was aber eigentlich immer gelungen ist. Fasern fürs Spinnen abziehen und aufbereiten, Papier schöpfen, Spindel bauen und nachmittags dann noch Spinnen. Mittags gab es die leckere Brennnessel-Kartoffelsuppe und Eis vom Bauernhof als Nachtisch. Meine Bücher, Karten und Quartette waren sehr gefragt und auf dem Sofa im Haus war ich in der Pause gut mit Widmungen für die Bücher beschäftigt. Ich bin sehr dankbar, dass meine Sachen so guten Anklang und Wertschätzung finden.

 

Immer wieder mal kam in den Kursen die Idee, sich aus den feinen aufbereiteten Brennnessel-Fasern Haarverlängerungen zu machen. Sie wirken wie Feenhaare. So hab ich mir auf die Schnelle einen Faserstrang eingeflochten und mich sehr wohl damit gefühlt. 

 

Das Spinnen am Nachmittag war für die meisten eine große Herausforderung. Einige waren ziemlich selbstkritisch, was beim Ausprobieren nicht unbedingt hilfreich ist. Erst ganz langsam die Technik erfassen, dann auch erlauben, dass es mal reißt, dass es unregelmäßig oder struppig wird, bis man das Gefühl für Spindel und Fasern bekommen hat, führt dann langsam zu einem rhythmischen und entspannten Spinnvorgang. Übung braucht es dann sowieso Zuhause, und wer eine Mütze oder ähnliches herstellen will, muss den Willen und die Geduld zusammenbringen. Eine Mütze ist in etwa 30 Stunden herstellbar. Also ich finde, das ist ein überschaubares Projekt und für so eine besondere Textilie lohnt es sich allemal. Eine Haarverlängerung geht schneller :-) Im Sommer gibt es allerdings erst mal nur die grünen Stängel, das Anrotten der Stängel liegt nicht jedem und ich warte auch lieber auf den Herbst und Winter um Spinnfasern zu suchen. 

 

Der Abschluss, wenn wir unsere Werke zusammenlegen, ist für mich immer besonders schön, da ich während des Kurses gar nicht die Muße habe, mir alles anzuschauen. Es sind magische Objekt, eine besondere Ausstrahlung geht von der so intensiv von Hand bearbeiteten Faser aus. Jutta hat mir lieberweise noch eine Brennnesselfee geschenkt, die mich nun zu den Kursen begleiten wird, sie selbst hat eine Gänseblümchenfee. Ja, bei all dem handwerklichen, dem Wissensaustausch über Heilwirkung, Nahrungsmittel und Werkstoff darf die Magie nicht zu kurz kommen. Die Brennnessel ist ein starkes Naturwesen, sie kann uns beistehen, ist uns Menschen gut gesinnt. Auch in einigen Märchen und Erzählungen, die ich während des Kurses eingeflochten habe, kommt das zu Ausdruck. Ich habe auch ein für mich neues Brennnesselmärchen von Margarete hören dürfen und viele weitere Tipps von den erfahrenen Kräuterfrauen und Naturpädagoginnen aus der Natur für Gesundheit, Bewusstsein und Wahrnehmung  bekommen. 

 

Ich habe dann noch einen Urlaubstag am See angehängt und freue mich schon auf den nächsten Kurs in der Rosenheimer Heilpflanzenschule. Vermutlich erst 2025, denn im Jahr 2024 hat Jutta Wendland-Hüsing einen Kräuterkongress in Rosenheim in Planung, wo ich sehr wahrscheinlich auch vertreten sein werde. Die Glücksbrennnessel bleibt bei der Rosenheimer Heilpflanzenschule, damit das auch gut klappt.

 

Danke an Jutta und Sieglinde, für einige der Fotos von diesem Beitrag, die ich verwenden darf und danke an die Teilnehmerinnen, für die schöne Zeit.

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