Noch ein Rückblick von einem Brennnesselkurs, jeder ist irgendwie besonders, es ist nie gleich. Was wir machen, was wir lernen wiederholt sich zwar, doch die Menschen sind so verschieden und es kommen immer neue Geschichten und Erfahrungen zusammen. Während der Handarbeit, während des Kordeldrehens entstehen Gespräche aus dem Herzen. Eine Teilnehmerin wusste zu berichten, dass während so einer Tätigkeit, Jungs, die sonst Schwierigkeiten hatten, etwas über sich und ihre Gefühle zu erzählen und auch sonst schwierig im Umgang waren, während des Kordeldrehens ganz nebenbei über sich erzählten. Als wir von den Zauberkräften der Brennnessel sprachen, hatten wir die Idee, dass Verzauberung oder Verhexung eigentlich eine Manipulation unserer Gedanken ist. Bei der Brennnessel wirken eher Entzauberungskräfte: also Verwünschungen, Flüche oder Betrügereien werden offen gelegt. In einigen Märchen werden diese mithilfe der Brennnessel aufgelöst. Heutzutage kommen die Verführungen oft aus Werbung und Propaganda, die uns zu einem Denken und Tun verleiten, welches wir weder wollen noch uns gut tut; unsere Willenskraft schwächt.
Die Brennnessel bring uns ins Hier und Jetzt. Lässt uns sehen, was wirklich da ist. Das ist manchmal schmerzhaft zu erkennen. Doch der Schmerz zeigt, dass man lebt, eigentlich kann man froh sein, wenn man sich noch spürt.
Wir haben in der kleinen Gruppe viel geschafft, doch waren die Finger einiger Teilnehmerinnen auch ziemlich beansprucht und taten zum Schluss ein wenig weh. Ich hatte auch schon einmal Blasen am Finger vom vielen Kordel drehen. Aber auf jeden Fall, kann das nun jede sehr gut und damit auch Räucherbuschen binden, Armbänder und Traumfänger gestalten und eine einfache Schlingtechnik haben wir auch erlernt.
Es gab die ganze Zeit Nieselregen, so haben wir uns auch viel drinnen in meiner kleinen Küche aufgehalten. Ich versuche es entspannt und gemütlich zu machen, damit die Handarbeit auch besser klappt und zu essen und trinken gibt es natürlich auch Brennnessel.
In der folgenden Nacht habe ich intensiv geträumt. Ich erinnere mich ganz selten und dann nur bruchstückhaft an meine Träume. Diesmal ist ein Satz ganz durchdringend in meinem Kopf hängen geblieben, den ich dann sogar geschafft habe, aufzuschreiben: „Schmerz sagt, darf man nicht helfen. Wir denken an dich.“ Ich deute es so, dass man wohl niemanden den Weg durch den Schmerz ersparen kann. Der Schmerz spricht zu uns und wir können ihn als Hinweis wahrnehmen, dass etwas in unserem Leben nicht passt. Dageben sträuben oder unterdrücken, macht es nur schlimmer. So empfinde ich es.
Danke Silvia und Dorothee für einige dieser Fotos.