Nach knapp fünf Wochen im Dorf an der Süd-Küste Kretas hatte ich doch Lust, mal etwas weiter zu gehen. Ich wusste schon, das Kreta unglaublich viel Spannendes zu erkunden hat, doch mag ich es, erst mal Fuß zu fassen und einen Ort gut kennenzulernen. Dadurch habe ich, wiedereinmal durch Zufall, Lisa kennengelernt. Sie bietet Treckingtouren auf Kreta an. Sie hat zwar grad Winterpause, aber sie hat mir trotzdem das nahegelegene Diktigebirge gezeigt. Der höchsten Gipfel der Afendis Christos liegt bei 2141 Metern. Es geht steil bergauf, denn vom Meer bis zum Gipfel sind es in Luftlinie schätzungsweise nur 25 km. Wir waren allerdings nicht auf dem schneebedeckten Gipfel, sondern bei Selakano, etwa 1200 Meter hoch gelegen. Dort führt der europäischen Fernwanderweg 4 vorbei, der einmal längs über die Insel führt.
So erfuhr ich auch ein wenig von der griechischen Geschichte, wo im zweiten Weltkrieg deutsche Soldaten blutige Spuren hinterlassen haben. Sie haben regelrechte Massaker bei ihren Eroberungszügen auch an den Griechen begangen, trotzdem hatten die griechischen Partisanen eine Eroberung verhindern können. Es gibt einige Denkmäler die daran erinnern. Es zeugt von der Größe und Menschlichkeit eines Volkes, dass diese dennoch nicht in Völkerhass abdriften. Auf den Wanderwegsschildern steht eibn Symbol, dass für den Widerstand gegen Naziideologie steht. Es gab in der langen Geschichte Kretas einige, die die Macht über diese schöne Insel haben wollten. Römer, Ägypter und bis 1913 herrrschten die Türken, gehörte Kreta zum osmanischen Reich. Man merkt es manchmal, dass Kreta an einem umkämpften Ort ist, Lybien ist nicht weit, man hört Tiefflieger und womöglich Bomben auf der anderen Seite des Meeres. Vielleicht sind die Menschen hier deshalb so gastfreundlich, wissend, dass Völkerverständigung der einzige Weg zu weltweitem Frieden ist.
Die Vegetation ist in den Bergen ganz anders. Viele Bäume, mehr Grün, die Luft riecht nach Kiefern oder Zypressen. Es gibt verschiedene Kiefernarten wie auch die kalabrische Kiefer (Pinus brutia), riesiege Platanen hab ich gesehen und verschiedene Zypressenarten. Die Kermes-Eiche kannte ich noch nicht. Ziegen fressen die jungen Bäume so ab, dass sie wie Bonsai aussehen, manche schaffen es aber auch riesig zu wachsen. Die Kermes-Eiche liefert einen roten Pflanzenfarbstoff und auch die Eicheln können wie bei uns gegessen werden, wenn sie gewässert werden. Die Blätter sind ganz klein, lederig und spitzig.
Gefreut hab ich mich auch über die Misteln, die dort wuchsen. Zumal ich sie in meinem Kalender im Januar abgebildet habe. Gras, Apfelbäume, Wasnussbäume, Moos und Efeu erinnern an Zuhause. Wobei die Walnussbäume und eigentlich alle Bäume dort viel uriger aussehen, vermutlich werden sie weniger oder gar nicht beschnitten. Salbei und Thymian gibt es dort massenhaft wild wachsend. Auch die Zistrose ist dort heimisch und weit verbreitet.
Auf einem kleineren Gipfel mit Aussichtspunkt konnten wir die schneebedeckten Berge anschauen. Die Menschen auf Kreta hoffen auf mehr Schnee dort oben, denn das ist ein wichtiger Wasserspeicher für den Sommer, wenn der Schnee dann nach und nach schmilzt.
Imker gibt es viele auf Kreta, das hat eine lange Tradition. Früher waren die Bienenstöcke in Tongefäßen auf terassiertem Gelände aus Steinen. Reste sieht man noch. In so genannten Bienengärten stehen dann heutzutage viele hölzerne Bienenkästen verschiedener Imker auf einer großen Fläche in diesen Kiefern- und Eichenwälern. Der Wald-Nektar kommt nicht von Blüten, sondern von den weißen Baumläusen. Sie liefern den sogeannten Honigtau den die Bienen zu Waldhonig verwandeln. Auch einen schwarzen Baumpilz, der etwas wie Moos aussieht, findet man häufig an den Rinden der Bäume.
Nach unserer Wanderung sind wir noch in den Bergen in der Taverne Agia Paraskevi eingekehrt. An diesem Samstagnachmittag war auch viel los dort, denn die Speisen, in Tontöpfen auf dem Holzfeuer gegart, sind dort besonders lecker und viele Einheimische gehen dort Essen. Hier spürte man die noch lebendige Kultur, andere Musik, andere Speisen, Familien und Freunde, die sich dort treffen. Vor der Tür stand auch ein Auto aus Ludwigsburg, wie ulkig, das liegt ganz nah an Burgstetten, meinem Wohnort in Deutschland. Zum Glück spricht Lisa Griechisch, sodass sie die Tafel mit den Gerichten lesen konnte. Und wir eine leckere typisch griechische Kostprobe bestellen konnten. Den Kaffee vorher haben wir geschenk bekommen. Wie schön, wenn man den Eindruck hat, willkomme zu sein. Überhaupt, ich bekomme hier so viel geschenkt, meine Gastgeberin meiner Unterkunft überschüttet mich geradezu mit lauter Liebenswürdigekeiten.
Nur noch ein paar Tage habe ich hier, meine nächste Kreta-Zeit ist schon geplant im Sommer, da werde ich ein Haus hüten, auch das hat sich zufällig ergeben und ich bin froh, so einfach wiederkommen zu können.
Meine virtuelle Pflanzenwanderung auf meinem Blog von meinem Aufenthalt hier, der folgt noch. Da muss ich noch bei einigen Pflanzen nachsehen, was es überhaupt ist.